Unsere Umsetzung bis 2030
Anwendergruppen und strategische Säulen
Zentraler Erfolgsfaktor für die Umsetzung des Feinkonzeptes wird sein, dass im Kreis Steinfurt ausreichende gesicherte Nachfrage zur Abnahme des grün erzeugten Wasserstoffs in der Mobilität entsteht. Als potenzielle Hauptanwendergruppen für grünen Wasserstoff in der Mobilität wurden folgende Anwendergruppen identifiziert:
- Öffentlicher Personennahverkehr und Schienenpersonennahverkehr sowie Bürgerbusse
- Logistikbranche
- Fuhrpark (Kommune)
- Flotte (Pkw)
- Taxiunternehmen
- Carsharing
- Landwirtschaftliche Maschinen
- Flotte des Flughafens Münster/Osnabrück
- Stadtwerke in ihrer Rolle als Energieversorger sowie Mobilitätsdienstleister
Unser Umsetzungsplan mit den Zielhorizonten 2025 und 2030 umfasst die lokale Erzeugung des grünen Wasserstoffs, die regionale Verteilung sowie die Anwendung in der Mobilität. Der Plan basiert auf umfangreichen Analysen und Untersuchungen. Die Umsetzung des Feinkonzeptes umfasst drei strategische
Säulen für den Kreis Steinfurt:
Vorhandene Aktivitäten und Akteure – Es geht konsequent weiter im energieland2050!
Das Feinkonzept entwickelt sich aus umfangreichen und bestehenden Aktivitäten und Akteuren in der Region. Das Projekt baut auf vorhandenem regionalem
Know-how und Wissen auf. Dafür stehen beispielsweise:
¹ NOW, NIP HyTrustPlus, Die Steinfurter Flexkraftwerke, Konzeptstudie, Berlin, 2014-2016
² vgl. Grobkonzept

Unser Wasserstoff ist grün!
Die Kernidee (siehe Seite 3) des Feinkonzeptes basiert ausschließlich auf der Nutzung regenerativer Energiequellen der Region (grüner Wasserstoff). Der Wasserstoff wird erzeugungsnah an mehreren Standorten ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energieanlagen in einem zweistufigen Ausbaukonzept 2025/2030 hergestellt.
Die Windenergieanlagen der Bürgerwindparks in Steinfurt-Hollich und Altenberge, die zeitnah das Ende der EEG-Vergütung erreichen, sowie neue Freiflächen-PVAnlagen an den beiden Standorten liefern den Strom für die Elektrolyseanlagen im Ausbaukonzept 2023. Der Windpark Schöppinger Berg kann von umfangreichen Repowering-Maßnahmen profitieren und somit den Elektrolyseur am Standort in Metelen 2025 mit EE-Strom zum Teil auch aus Neuanlagen versorgen. Im Bioenergiepark Saerbeck werden Windenergieanlagen und Freiflächen-PV-Anlagen genutzt. Elektrolyseurstandorte werden in Steinfurt-Hollich, Altenberge und Metelen neu aufgebaut. Der Standort Bioenergiepark Saerbeck nutzt eine bestehende Demonstrationsanlage. Die Elektrolyseure haben eine Gesamtleistung von 26 MW und produzieren im ersten Schritt 1.940 Tonnen Wasserstoff pro Jahr (2025).
Bis 2030 werden weitere Elektrolyseurstandorte entstehen (Saerbeck, Ibbenbüren). Alle anderen Standortkapazitäten sind bedarfsangepasst erweiterbar. So können beispielsweise andere WEA, die in Steinfurt-Hollich und Altenberge bis 2030 repowert werden den Ausbau der Elektrolyseanlagen begünstigen. Die Leistung steigt auf 76 MW und 5.750 Tonnen Wasserstoff pro Jahr (2030).
Weitere alternative Techniken zur Erzeugung von grünem Wasserstoff (z. B. aus Klärgas in Rheine) verdichten das System, das so flexibel und skalierbar ist.
Es werden langfristige regionale Wertschöpfungseffekte aus erneuerbaren Energien gesichert.

Der Wasserstoff kommt aus der Region und wird regional genutzt!
In einem ersten Schritt werden sechs Wasserstofftankstellen bis 2025 aufgebaut (Ausbau von drei öffentlichen Tankstellen in Rheine, Ibbenbüren und Steinfurt, Neuinstallierung von drei Betriebstankstellen in Altenberge, Rheine und im Bioenergiepark Saerbeck). Bis 2030 wird die Wasserstoff-Versorgungsinfrastruktur
weiter ausgebaut. Es entstehen schrittweise und abgestimmt auf den Zubau der Elektrolyseure weitere Versorgungsoptionen in der Region (Nordwalde, Metelen, Saerbeck und Ibbenbüren), am Dortmund-Ems-Kanal (Binnenschifffahrt) und an den Autobahnen A1 und A 31. Der Flughafen Münster/Osnabrück ist ein weiterer, regionaler Anwendungsstandort für Brennstoffzellen-Fahrzeuge (inkl. Tankstelleninfrastruktur).
Das Konzept ist dezentral und überregional vernetzt!
Die Verteilung des Wasserstoffes erfolgt überwiegend (mittels Lkw-Trailer) über die Straße an die Wasserstoff-Anwenderstandorte in der Region. Dieses Verteilnetz ist flexibel und bedarfsgerecht ausbaubar. Die Wasserwege Dortmund-Ems-Kanal und Mittellandkanal sind ebenfalls als wichtige Transportwege für Wasserstoff für die überregionale Vernetzung nutzbar. Mittel- bis langfristig werden zwei Erzeugerstandorte (Steinfurt-Hollich, Altenberge) an ein deutsches Wasserstoff-Pipelinenetz angebunden, mit Verbindungen in das Ruhrgebiet und die Niederlande (Hafen Rotterdam³). Damit werden wechselseitig weitere Verteiloptionen für grünen Wasserstoff aus dem Kreis Steinfurt generiert sowie die Versorgungssicherheit für die Region erhöht.
³ S.a. Netzentwicklungsplan Gas 2020-2030 Konsultationen, S. 144 ff., FNB Gas, 04.05.2020


Projektstart im Bus- und Schienenverkehr – mit dem Naheliegendsten fangen wir an!
Bis 2023/2025 fahren zwei Regional-Buslinien im Kreis mit Brennstoffzellen-Bussen:
Zusätzlich stellen die Bürgerbusprojekte Steinfurt und Emsdetten/Saerbeck auf Brennstoffzellen-Fahrzeuge um.
Bis 2030 fahren weitere Buslinien im Kreis mit Brennstoffzellen-Fahrzeugen (BZ-Fahrzeug) bspw. Ibbenbüren – Lengerich – Niedersachsen (R 45/R 46) und Steinfurt – Coesfeld (R 81)). Damit wird das Brennstoffzellen-Busliniennetz schrittweise mit der Region, den Kreisen Osnabrück und Coesfeld verknüpft.
Die geplante Wiederinbetriebnahme der TecklenburgerNordbahn (Osnabrück – Recke) erfolgt bis zum Jahr 2025 und verwendet lokal emissionsfreie Antriebe.
Dabei wird im Entscheidungsprozess die Nutzung von regionalem, grünem Wasserstoff als eine der zur Auswahl stehenden Antriebsarten geprüft. Der eingesetzte Wasserstoff kommt dann aus den Standorten Hollich und Altenberge, mittel- bis langfristig aus Metelen. Die Wasserstofftankstelle wird aus bahnlogistischen Gründen in Osnabrück aufgebaut werden.
Perspektivisch (Hochlauf 2030) wäre im Kontext der Modellregion Wasserstoff und dem weiteren Ausbau des zukunftsweisenden Verkehrskonzeptes eine Verlängerung der Tecklenburger Nordbahn bis Rheine für die Region wünschenswert. Außerdem wird für weitere, bislang nicht elektrifizierte, Bahnstrecken eine schrittweise Umstellung auf Brennstoffzellenantriebe angedacht, um ein flächendeckendes Netz an klimaneutralen ÖPNV – und SPNV – Angeboten im Kreis Steinfurt und der gesamten Region zu etablieren (bspw. RB 64 Münster – Enschede, Münsterland: RB 45 Coesfeld – Dorsten, RB 63 Coesfeld – Münster, RB 51: Enschede – Coesfeld – Dortmund).

Wasserstoff-Mobilität bei den Nutzfahrzeugen – weitere Anwender werden eingebunden!
Für die Anwendergruppen der Logistik, kommunalen Nutzfahrzeuge, Landmaschinen und Pkw-Flotten wird für die erste Umsetzungsphase des Feinkonzeptes
(2025) davon ausgegangen, dass keine nennenswerten Mengen von Fahrzeugen mit Brennstoffzellenantrieben zur Verfügung stehen werden. Mit dem neu
gegründeten Wasserstoff-Kompetenzzentrum wird der Markthochlauf für Nutzfahrzeuge vorbereitet und entsprechende strukturelle und organisatorische Rahmenbedingungen geschaffen (siehe Kap. 3). Dazu gehören:

Wasserstoffmobilität sichert Grundversorgung für den ländlichen Raum!
Bürgerbusse und Kleinbusse im Sonderverkehr testen innovative Antriebsart
Zwei Bürgerbusvereine aus dem Kreis Steinfurt planen BZ-Fahrzeuge einzusetzen, sobald die jetzigen Fahrzeuge ersetzt werden müssen. Nach Abschluss der ersten Testphase mit zwei Fahrzeugen sollen auch weitere Bürgerbuslinien des Kreises mit BZ-Fahrzeugen betrieben werden.
In drei Pilotprojekten in Hopsten, Ochtrup und Lienen wird zudem die Anwendung von Brennstoffzellen-Kleinbussen im peripheren, dünn besiedelten Raum des Kreises für Schüler-, Senioren- und Sonderverkehre getestet. Grundlage sind die bereits bestehenden lokalen Mobilitätsstrukturen. Hierbei soll die Sicherung des Schulbusverkehrs und der Sonderverkehre, wie z. B. Ruf- und 24h-Bereitschaft im Fokus stehen, um eine Grundversorgung im Mobilitätsbereich für alle
Bevölkerungsgruppen gewährleisten zu können. Diese Grundversorgung ist ein Baustein der regionalen Mobilitätsstrategie. Sie sorgt für eine breite Wahrnehmung von Wasserstoff als alternativer und sicherer Antriebsart (vgl. Abbildung:Anwender der grünen Wasserstoff-Mobilität in 2030 im Kreis Steinfurt). Nach erfolgreicher Testphase wird das Projekt ab 2030 auf weitere Teilräume des Kreisgebietes ausgeweitet (z. B. Horstmar, Neuenkirchen/Wettringen, Saerbeck, Lotte/Westerkappeln). Weitere Projekte sind möglich.
Übertragbarkeit und Kooperationen – für das Land NRW und darüber hinaus!
Nach erster Einschätzung kann das Konzept als Blaupause für etwa 60 Prozent der Flächenkulisse des Landes NRW dienen. Als Parameter für eine Übertragbarkeit kommen insbesondere in Betracht:
Die Oberzentren Münster und Osnabrück werden bereits in der ersten Umsetzungsphase Kooperationspartner des Feinkonzepts Wasserstoff-Mobilität (Anwender Bus und Schiene). Sie sind Abnehmer für in der Region produzierten grünen Wasserstoff. Schrittweise wird das Kompetenznetzwerk unter Einbeziehung des Münsterlandes (Kreise Borken, Coesfeld, Warendorf) und über weitere ÖPNV-Netzanbindungen (Bus, Schiene, Reallabor Mobiles Münsterland) weiter ausgebaut (grüne Wasserstoff-Kooperation mit der Emscher-Lippe Region). Entsprechende Verflechtungen nach Niedersachsen
und in die Niederlande sind – aufbauend auf den bestehenden Projektkooperationen mit der Region Osnabrück sowie der EUREGIO – ebenfalls geplant.
Der Kreis Steinfurt ist Teil der EUREGIO, hier gibt es zahlreiche bewährte Kooperationen und Erfahrungen mit gemeinsamen Projekten (z. B. über INTERREG). Einzelne Städte (z. B. Rheine) und die Hochschulen arbeiten lange schon grenzübergreifend zusammen. Der Austausch mit niederländischen Projektpartnern umfasst auch den Bereich Wasserstoff und bietet weitere mittel-bis langfristige Projektsynergien (z.B. IPCEI-Projekte Green Flamingo, Green Octopus, Green Spider).
⁴ Damit sind Erneuerbare Energieanlagen gemeint, die nach 20 Jahren keine Förderung nach dem EEG mehr erhalten

Der Einstieg in die Umsetzung 2021-2025 – in der Region verankert, realistisch und wertschöpfend!
Mit der Umsetzung des Feinkonzepts bis 2030 wollen wir den kreisweiten Hochlauf der Wasserstoffmobilität erreichen. Ein zentrales Umsetzungsinstrument ist
dabei unser Wasserstoff-Kompetenzzentrum, für dessen Aufbau wir das Preisgeld des Wettbewerbs nutzen möchten. Damit dies gelingt, haben wir einen realistischen und von den dafür relevanten Akteuren der Region getragenen Einstieg mit konkreten Projekten für die ersten Jahre bis 2025 definiert, die sehr ausführlich im Rahmen des Feinkonzepts beschrieben sind.
